Levante Wine & Dine  - April 2022

   Inspiriert wurden wir für diese Verkostung durch unseren Wein Moment bei Maas Timpert.
Nach einem kurzen So Abend Talk mit Dirk, der sich gerade mit Wein aus dem Libanon eingedeckt hat, stand die Idee zur Levante Weinprobe.

 

  Ihren Ursprung nahm die Levante Küche in Israel. Mit Levante bezeichnet man das Morgenland, weshalb die Levante Küche die Länder rund um das östliche Mittelmeer, also Israel, Syrien, Jordanien, Libyen und Palästina umfasst. Im Zentrum dieser Küche steht die arabische Gastfreundschaft, weshalb das Essen vorzugsweise in vielen kleinen Schälchen auf dem Tisch verteilt wird. Jeder bedient sich selber, ungezwungen mit den Fingern, oder Fladenbrot als Löffelhilfe, oder wenn es sein muss dann auch mit Besteck.

 

Im Trend liegen aktuell - insbesondre in den großen Studentenstädten - Falafel, Hummus, Shawarma, Taboule oder Fattoush. Einfach nur Pita … das war einmal… Menüfolge wird zur Nebensache, alles kommt gleichzeitig auf den Tisch ….

 

Noch besser als Stöbern im Internet ist natürlich das wahre Erleben vor Ort. Was für ein Glück, dass vor Ort in Recklinghausen ist. Wir gehen ins Mahas.

Das Kochen bei Mahas hat uns dann endlich den letzten Kick gegeben die Levante Küche als nächstes zu Hause auszuprobieren.
Insbesondere Maha´s Mutter ließ es sich nehmen uns am Abend zu versorgen. Unermüdlich wurden wir durch Sie in die libanesische Küche eingeführt. Ein Kochevent mit orientalischen Gewürzen und viel libanesischer Gastfreundschaft. Und ja, alles kommt zusammen auf den Tisch.

 

 

 Apropos orientalische Gewürze. Das für uns Mitteleuropäer ungewöhnliche an der Levante Küche sind sicherlich die vielen und hocharomatischen Gewürze. Die herrlichen Duftnoten der orientalischen Gewürzmischungen wie z.B. Harissa, Ras-el-hanout, Zatar, Sumach, oder Ducca.

 

  Natürlich sind wir längst vorbereitet. Wir kochen heute aus dem Alementari - Libanesisch amerikanische Cross Over Küche. Seit Jahren eines unsere Lieblingskochbücher. Und aus unserem neuen Jerusalem Kochbuch von Yotam Ottokenghi – das Petzchen in Düsseldorf lässt grüßen.
 

 Los geht’s mit orientalischen Tapa´s:
 

Tabouleh oder Tabulé – bestehend aus glatter Petersilie und Bulgur sowie Tomaten, Frühlingszwiebeln und Pfefferminze. Ein herrlich frischer Sommersalat.

 
Baba Ghanoush – traditionelle Vorspeise aus Auberginenpüree und Sesampaste. Gefühlt haben wir für dieses Menü ein halbes Glas Tahini verbraucht. Verfeinert wurde das Ganze mit gehackten Tomaten und Petersilie.

 

Musabaha – Hummus wäre zu einfach 😎 . Musabaha ist die lauwarme Variante des Hummus, welcher zusätzlich mit Tahini, Petersilien-Chili-Sauce und ganzen Kichererbsen verfeinert wird.

 

Muhammara – klingt für mich wie Musabaha 🤣  schmeckt aber ganz anders 😉 - ein Dip aus Aleppo in Syrien, der aus gerösteter Paprika und Walnüssen gemacht wird. Dazu etwas Thymian, Chili, Knobi, Granatapfelsirup und Kreuzkümmel.

Labneh – ist ein libanesischer Joghurt Frischkäse Dipp, dem wir ähnlich der Tsaziki mit Gurke mehr Frische einhauchen. Statt der Ziegenmilch-Joghurt verwendet wir Ziegenfrischkäse.

 

Zu dem Salat und den vier Pasten reichen wir frisches Pitabrot

Die große Gefahr bei einer solchen Vorspeisen Platte: das ist wie Naschen auf der Couch. Man kann damit immer weiter machen und plötzlich ist man satt 😜.

 

Deshalb räumen wir – gegen den Protest der Gäste – nach 2 Runden Dippen einfach alles ab. Man muss ja nicht gleich immer übertreiben 🤪.

 

 Eine leichte Suppe hilft bei der Zwischenverdauung und schafft emotional wieder Platz für den Hauptgang:

 
Brunnenkressesuppe mit Kichererbsen & Ras-el-Hanout. Wir reichern die Suppe mit etwas frischem Blattspinat an, da Brunnenkresse aktuell Mangelware ist und nur in homöopathischen Mengen (selbst im Großhandel) zu beziehen ist. Geschmacklich wird die Suppe dominiert durch Raz-el-Hanout, Zimt und Ingwer. Im Original soll der Suppe auch noch Rosenwasser zugesetzt werden. Wir beratschlagen uns kurz und entscheiden uns gegen dieses doch sehr parfümiert riechende Wasser. Dazu sind wir dann vielleicht doch zu sehr Mitteleuropäisch
😉. Und nachdem mir Dirk dann auch noch einen Link zur Befreiung der Haut von Mitessern mit Rosenwasser schickt, habe auch ich schließlich auf den Einsatz dieser orientalischen Spezialität in meiner Suppe verzichtet.
Wie auch immer, die Suppe ist auch ohne Rosenwasser abgefahren lecker und schreit nach Wiederholung.

 

 Endlich kommen wir zum Hauptgang. Nach insgesamt 6 h bei 170°C im eigenen Saft gegart ist es auch endlich Zeit das Lamm Shawarma zu servieren. Für die Zubereitung nehmen wir best of both worlds und kombinieren die Rezepte zu dem Gericht aus beiden Büchern 💪. Die Jungend kennt Shawarma insb. in Studentenstädten als beliebte Gyrosalternative, to-go in der Teigrolle. Wir lassen die Teigrolle weg und servieren stattdessen Reis-Orzo. Eine Mischung aus Basmatireis und gerösteten Reisnudeln, beides gegart im Shawarma Fond !! Dazu reichen wir Tomaten-Harissa und einen Rote-Bete-Walnuss-Salat.

 

Brunnenkressesuppe und diese Variante des Lamm Shawarma schaffen es spontan in die Kategorie unsere 4-Sterne Gänge ! Mehr geht nicht !

 

  Über das Finish könnten wir jetzt stundenlang lamentieren und ausführlichst Rezepte rezitieren 🥸. Das lassen wir ! Wir haben es uns hier ausnahmsweise mal einfach gemacht und sind in unserem syrischen Süßspeisen Laden um die Ecke einkaufen gegangen 😳. Besser als das Original geht schließlich nicht. Ja, ich gebe es zu! Ich hasse Nachspeisen Zubereiten !! Und dann auch noch komplexes Gebäck 😩. Wir (ok, ok, meine Gattin … ) verfeinern die gemischte Al Dimashqi Süßspeisen Platte mit Erdbeeren, Ananas und etwas Erdbeerpüree. Super einfach, super lecker und vor allen Dingen super original.

 

Was soll ich sagen? Wie Ihr unschwer der Intonation entnehmen könnt, war es bis hier hin ein perfekter Abend.

 

Dann war da aber noch - passend zur Levante Küche - unser Weinexperiment.

Mit gleich 4 gut bis sehr gut bewerteten Weinen, einer davon sogar mit einem großflächigen Artikel in einem Weinfachjournal besprochen, waren wir perfekt ausgestattet und vorbereitet. Und mit dem Yrion aus der Galil Mountain Winery hatten wir ja auch schon gute Erfahrung gemacht.

 

 Zu den Vorspeisen starten wir der Adir Winery & Galil Mountain:

 

Adir Winery, Kerem Ben Zimra, Cab Sauv, 2019 Galilee. 33€.
Intensive Jo-Beere. Nett. Leider zu eindimensional. Auf Dauer zu tanninklebrig. Kann nicht wirklich überzeugen. 7,0.

Galil Mountain Winery, upper Galilee, Meron, 2016. 31,29€.
Ausgebaut für 16 Monate in französischer Eiche, empfängt uns eine tief purpurrote Farbe.
Die Cuvée aus Syrah, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot riecht nach Pflaume, rote Beeren & Kirschmarmelade. Im Mund ergeben Frucht, ein wenig Kakao und sanfte Holznoten eine samtige Textur und machen aus dem Meron einen netten Wein. Damit kann der dem Yrion leider nicht ganz das Wasser reichen. 8,0.

 Zu Suppe und Hauptgang gehen wir über zur Yatir Winery & Chateau Musar, sicherlich dem z.Zt. am meisten gehypten Weingut aus dem Levante Gebiet.


Yatir, Mt Amasa, Judean Hills, 2016. 31,45€
Das Weingut liegt am Yatirwald am Rande der Wüste Negev. Die Parzellen des Weinguts reichen auf bis zu 900 Metern über dem Meeresspiegel. Sicherlich eine außergewöhnliche Lage in dieser Region. Im Glas haben wir eine Cuveé aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, etwas Petit Verdot und Malbec, ausgebaut in kleinen Eichenfässern und großen 5000 Liter Fässern. Schöne Beerennase, Kräuter und Bitterschokolade. Im Mund empfängt uns eine kraftvolle Beerenbombe, vollmundig, cremig und fest. Gute Struktur mit einem langen Abgang und subtiler Frische. Endlich, geht doch ! 9,2.

Chateau Musar, Gaston Hochar, 2004. 59€.
Helles Ziegelrot mit braunem Rand zeugen von einem reifen Wein. Im Mund ist das Zeug aber noch super frisch. Intensives Cassis. Die Säure gibt dem Wein immer noch reichlich Stabilität und langanhaltende Frische. Am Ende fehlt uns bei dem Wein allerdings Ausdruckskraft und Differenziertheit....Insbesondere bei dem Preis. 9,0.

 

Nimmt man den Yrion dazu haben wir sozusagen 3 aus 6 Treffer. Ich würde also mal sagen, das Levante Experiment ist auf den Wein bezogen noch ausbaufähig 🤣.

 


Der Abspann:

 

Harissa - feurige Gewürzmischung aus Chilis, Koriandersamen & Kreuzkümmel stammt ursprünglich aus dem Norden Afrikas.

 

Ras-el-hanout - Gewürzmischung aus über 30 verschiedenen Gewürzen, stammt ebenfalls ursprünglich aus dem Norden Afrikas. Die genaue Zusammensetzung schwankt je nach Küchenchef. Zimt, Nelke, Muskat bringen süßliche Noten. Pikante Schärfe kommt über Chili & Ingwer in die Mischung. Koriander, Bockshornklee, Kreuzkümmel bringen Exotik ins Spiel. Und dann sind da noch ein paar weitere Gewürze drin, wie z.B. Kurkuma, Pfeffer, Lorbeer, Anis, Kardamom, Galgant, Kardamomsaat.

 

Zatar - Gewürzmischung aus der nordafrikanischen Küche. Hauptzutat getrockneten Blätter des Syrischen Ysop, einer wilden Thymianart, die sich vom „normalen“ Thymian durch eine intensive Oreganonote abhebt. Des Weiteren sind Sesamsaat, Sumach und Salz in dieser Mischung.

 

Sumach - Wird vor allem in der Türkei als Tischgewürz verwendet und wird auch „Sizilianischer Zucker“ genannt. Es wird aus der roten Steinfrucht des immergrünen Färberbaums gewonnen. Das getrocknete Fruchtfleisch wird zu Pulver zerrieben, wirkt magenschonend und verdauungsfördernd und wird deshalb es gerne zu fettreichen Speisen gereicht. Es schmeckt angenehm frisch säuerlich, leicht fruchtig und bietet eine schöne Alternative zu Zitronensaft oder Essig.

 

Ducca - Nuss-Gewürz Mix wird zusammen mit Fladenbrot und Olivenöl als Vorspeise gereicht. Sesam und Nüsse geben der Gewürzmischung einen herzhaften, nussigen Geschmack, Kreuzkümmel und Koriander eine orientalische Note und Minze, sowie Thymian die aromatische Frische.