Mallorca Feeling - Juli 2019

San Miguel, oh San Miguel .... oder doch lieber Wein ....

Die Sonne versinkt über dem Tal von Campanet und legt ihr letzten wohligen Strahlen auf unsere Terasse. Eigentlich ein normaler Sommerabend auf Malle, wenn da nicht plötzlich 2 PKWs mit 8 jungen Erwachsenen vorgefahren wären. Alter 20. Der Pool ist im Handumdrehen voller Testosteron. Auspowern beim Wasserball.

 

Mir bleibt also gerade noch genug Zeit den völlig ausgehungerten Herrschaften das Essen zuzubereiten. Für 14 Personen gingen an diesem Abend 5kg Schweinefilet kräftig gewürzt und 5kg Backofenkartoffel über den Tisch. 


„Trinkt einer Wein, oder alle nur San Miguel?“ "Ja ich", kam eine vereinzelte Stimme. Na da lasse ich mich doch nicht lange bitten. Und schon war´s passiert. Nachdem sich der erste Kollege getraut hat, schwenkte dann noch der eine oder andere Jungtrinker um und ließ sich bereitwillig ein Glas einschenken. Die Gelegenheit war günstig, mir schien die Gesellschaft nicht abgeneigt nach dem tagelangen San Miguel Konsum endlich mal was Ordentliches zu trinken.

 

So wuchs der einfache Grillabend schließlich noch zu einer ausgewachsenen Weinprobe aus. 


Die Jugend stellte sich einer Probe von sechs zT doch sehr unterschiedlichen Weinen aus Spanien. Ein lockerer Querschnitt von Weinen aus Mallorca, Rioja und dem Ribera del Duero. Allesamt Winzerweine und mal kein Supermarkt-wie-bekomme-Ich-die-meisten-Prozente-für-mein-Geld-Wein.

 Und das erste Fazit mal vorweg: Man muss kein ausgewachsener Weinprofi oder Sommelier sein, um für sich zu definieren welcher Wein einem schmeckt und welcher nicht. 

 

Die Diskussion heizte sich auf und machte die Herrschaften neugierig auf den nächsten Wein. Welcher Wein zeigt mehr Tannin? Ist Tannin gewünscht oder unangenehm? Wo ist eigentlich die Frucht geblieben? Uuh, da ist ja die Frucht! Welche Noten schmeckst Du? Egal, mir schmeckt´s. Mir schmeckt der AN/2 besser!

….. und so gingen die Stunden dahin, getreu dem schon mal erwähnten Motto: "Für den intellektuellen Rausch benötigt es Erfahrung, Unvoreingenommenheit und Appetit." Unvoreingenommenheit und Appetit waren reichlich vorhanden und die Erfahrung wuchs mit jedem Glas.

 

  Weingut DO Wein Ausbau Jahr Preis Udo`s Bewertungen Jungweintinkerprobe - Finca Sa Pobla
1 Ysios Rioja Reserva   2011 24,95 9,5 Das 2001 gegründete Weingut gehört sicherlich zu den architektonisch auffälligsten Bauten der Rioja. Ein reinsortiger Tempranillo aus den 30jährigen Reben ist ebenso auffällig. Kraftvolle Frucht, deutliches und angenehmes Karamell, top eingebundenes Tannin. Ausgewogen und dicht, super lang. Ein toller Wein. Rein gesxchmacklich für mich der beste Wein der Probe. 9,6. Leider muß ich wegen des Preisunterschied zum AN/2 Punktabstriche machen. 9,5.
2 Anima Negra Felanitx AN/2   2015 20,00 9,4 Cuveé aus Callet, Manto Negro, Fogoneu & Syrah. Kräftiger Roter, beerig (Cassis, etwas Blaubeere), cremig, etwas Karamell, nett. Tannin top eingebunden.
3 Emilio Moro Ribera del Duero Emilo Moro   2015 16,90 9,2 Der Wein macht richtig Spaß. Der kirschrote Wein ist super intensiv und angenehm. In der Nase finden wir neben schwarzen Beeren, reichlich Röstnoten, angenhem gebundenes Holz und Vanille. Der Wein ist ausdrucksstark und für einen Kaminabend geeignet. Er bringt die Emilio Moro bekannte maskuline Power mit.
4 Finca Son Bordils Inca Negre   2011 11,90 8,7 Ein klassischer Roter vom Gtraditionsweingut Son Bordils. Wir haben einen extrem maxkulinen Wein im Glas. Sehr tanninbetont. Das Tannin ist noch so gerade verträglich, sprich die Cassisnoten sind erkennbar. Dazu Vanille, Zeder.
5 C´an Verdura Binissalem Supernova   2017 17,40 8,0 Aus Mantonegro erzeugter Mallorquiner. Insgesamt kein schlechter Wein, allerdings ist er insbesondere im direkten Vergleich zum AN/2 deutlich süßer. Uns etwas zu süß. 
6 Ariel Rot & Anima Negra Felanitx Broder   2016 15,00 7,5 Der Wein hegte beim Kauf große Erwartungen. Diese konnten in der Verkostung nicht gehalten werden. Fruchtbetont ist uns der Wein aber dann doch zu eindimensional und dünn. 
 

 

 Zum Abschluss der ausführlichen und sehr diskussionsreichen Verkostung mussten sich die Kollegen meiner üblichen Prüfung unterziehen und alle Weine in eine preisunabhängige Geschmacksreihenfolge bringen. Auch das ging logischerweise nicht ohne Diskussion und genau wie bei Erwachsen gesetzten Alters waren auch die Jungtrinker unterschiedlicher Meinung. Genau so muss es sein. Der eine bevorzugt mehr tanninhaltigere Weine, der andere mehr die fruchtbetonten. 


Auf jeden Fall hatten alle Spaß an diesem Abend und ganz besonders ich. Deshalb erscheint hier wie üblich mein subjektives Ranking. Bei einem Thema waren wir uns aber alle einig. Anima Negra ist endgültig wieder da. Der AN/2 lag bei allen anwesenden ganz bzw fast ganz vorne 
😋