Eine spanische Nacht – Das Priorat zu Gast - Jan 2021

    Eine Nacht im Priorat.... wenn wir schon nicht in Urlaub fahren können, muss das Priorat eben zu uns kommen.

Wir gönnen uns heute mal ein paar Weine von den Weingütern die auf unserer Route im April 2020 gelegen hätten: Mas Doix, Mas Alta und Vall llach. Die komplette Fahrzeit zwischen den drei Gütern beträgt gerade mal 35 min.

Am Ende des Abends steht fest: die Reise müssen wir nachholen, auch wenn es vermutlich erst nächstes Jahr soweit sein wird.

Martin - "Immer hungrig – nie satt zu kriegen" - muss sich sein heutiges Mauren Mal aber zuerst erarbeiten. Da er seine Feuertaufe an Silvester prächtig hinbekommen hat, dürften ein bisschen belegter Blätterteig und ein paar Schweinekotletts ja wohl kein Problem sein 
😅.
Und so bespassen wir uns in der Küche mit Ziegenfrischkäse und roter Bete zum Blätterteig. Mit der roten Bete sind wir gefühlt bereits mitten in Spanien. Frisch aus der Extremadura direkt auf unser Ofenblech 
🤣. (Menü 227).

 

Natürlich können wir das Ganze nicht ohne unseren ersten spanischen 🇪🇸 Wein im Glas vollenden. Los geht's mal gleich mit einem 2015er Artigas von der Bodegas Mas Alta. Der Kollege ist nicht nur gewohnt lecker, er ist auch noch perfekt gereift und geschmacklich auf seinem absoluten Höhepunkt!

Da zwecks Atemübungen bereits alle Pullen auf sind, probieren wir dann auch den Salanques. Wir sind überrascht, um nicht zu sagen ein wenig irritiert. Steht Mas Doix doch für absolut ausdrucksstarke und vielschichtige Rote aus dem Priorat. Der Doix oder gar die beiden hochkomplexen und schier unendlich langen Steillagen Weine 1902 und 1903 sind Zeugen weintechnischer Perfektion aus dem Hause Doix. Tja da passt der Salanques leider nicht so ganz ins Erwartungsbild. Uns empfängt ein super mineralischer, frischer Wein mit extremem Kirschdruck. Die 
🍒 
ist so dominant, dass sonstige Aromen - auch die Maskulinen, wie zB Thymian - praktisch nicht zu finden sind. Eines steht jedoch fest. Durch die starke Mineralität, die aus den Schieferböden ungebremst in der Flasche gelandet ist, bietet der Wein noch über Jahre Entwicklungspotenzial.

as Essen haben wir beide mittlerweile fertig vorbereitet. Die Bleche sind belegt, der Ofen heizt vor und die Koteletts liegen abgedeckt im Rub aus Kreuzkümmel, Paprika und Knoblauch. Ja genau das Fleisch muss den Kreuzkümmel - das Gewürz der Mauren - spüren. So werden wir zurückversetzt in das Jahr 1324 als die Alhambra durch die Mauren fertiggestellt wurde. So gehören die maurischen Fleischspiesse zu unseren Lieblingstapas im El Olivo......Sehnsucht nach gemütlicher Restaurant Atmosphäre wird geweckt. Da hilft nur eins:

  

Martin und ich nehmen einen Schluck des Cirerets von Mas Alta und schon spüren wir sie, die unbändige Kraft der Mauren. Wir versinken in einem maurischen Kleid aus Pflaumen, Beerenkompott, Schokolade 🍫 und Kaffee . Wenn die Mauren gekonnt hätten, hätten sie Cirerets zur Stärkung 💪 genommen.

 

Zeit das Essen zu servieren. Auf unserem Esstisch ist mittlerweile ein Fahrrad gestrandet und muss jetzt erst mal vorsichtig abgeschleppt werden. Kleinigkeit, sind ja nur 1000 Teile.

 

Begleitend zum maurisch eingerubten 🐖 kommen wir dann schlussendlich zum Idus von der Bodegas Vall Llach. Na jetzt wird richtig maskulin. Das Zeug ist so stark, dass es vor Kraft kaum laufen kann 😉. Was für ein Glück das Martin und ich unsere Ritterrüstung  🤺🤺 zum Essen abgelegt haben. Mit dem Idus dominieren Tabak, Röstaromen, Kräuter über den Fruchtaromen in unserem Mund. Das Tannin ist dabei perfekt aufgelöst und gibt dem Wein Festigkeit und Druck.

 

 

Eine spanische Nacht geht zu Ende. Wir sind jetzt noch wilder entschlossen endlich ins Priorat zu reisen … wird Zeit, dass die Impfung kommt und das Virus endlich in seine Schranken geschickt wird.

1) Mas Alta, Artigas, 2015. 24,80€.
Hochintensive Beerennase. Dicht und perfekt gereift. Geschmacklich auf seinem absoluten Höhepunkt. Mit seinem füllig, cremigen Mundgefühl ist er wie gewohnt sau lecker. Wegen des Preis ist das locker eine 
9,7.


2) Mas Doix, Salanques, 2017. 28,50€.
Sauber, klar und super mineralischer, frischer Wein mit extremem Kirschdruck. Die 
🍒 ist so dominant, dass sonstige Aromen - auch die Maskulinen, wie zB Thymian - praktisch nicht zu finden sind. Eines steht jedoch fest. Durch die starke Mineralität, die aus den Schieferböden ungebremst in der Flasche gelandet ist, bietet der Wein noch über Jahre Entwicklungspotenzial. Es ist fast ein bißchen Schade, dass wir ihn mit seiner hoch mineralischen Note viel zu früh geöffnet haben. 8,7

3) Mas Alta, Cirerets, 2018. 39,80€.
Hammer dicht. Ein Artigas in GROSS. Das Zeug ist so was von süffig, maskulin, ausgewogen und ausdrucksstark!!! Wir versinken in einem maurischen Kleid aus Pflaumen, Beerenkompott,
🍫 und . Im Vergleich zum Vall Llach ist er deutlich mehr Mainstream. Anders ausgedrückt deutlich differenzierter, mehr Frucht, mehr Power & mehr Ausdruck als der Vall Llach. 9,8

4) Vall llach, Idus, 2017. 39,90€.
Hammer dicht und Maskulin! Nase schon fast ein bisschen morbide. Im Mund explodiert das Zeug. Wir trinken Cirerets und Idus im direkten Vergleich. Es ist nicht klar wer von beiden vorne liegt.
Dicht, Power. Hammer lecker. Mit dem Idus dominieren Tabak, Röstaromen, Kräuter über den Fruchtaromen in unserem Mund. Das Tannin ist dabei perfekt aufgelöst und gibt dem Wein Festigkeit und Druck. Das ist definitiv kein Mainstream Wein. Druck ohne Ende. Man muss sich in das Zeug rein trinken. 9,8

5) Clos Mogador, 2013. 75€.
2016 hatten wir diese Ausgabe des Clos Mogador schon einmal im Glas. Damals hatten wir pure Power im Glas und haben ihn als irre lecker in Erinnerung. Wir haben eine 9,8 vergeben. 4 Jahre später sind an diesem Abend leider keinerlei Fruchtaromen zu finden. Der Wein ist deutlich morbide, wir finden praktisch keinerlei maskuline Aromen. Der Wein scheint am Ende seiner Lebenszeit angekommen zu sein? n.a.

 

 

Schlussbemerkung: Das Urteil zum Clos Mogador muss ich am Folgetag revidieren. Der Wein benötigt doch tatsächlich einen ganzen Tag um sich zu öffnen. Am nächsten Tag ist der Wein zwar immer noch deutlich morbide, jedoch sind die erhofften intensiven maskulinen Aromen nach Tabak, Speck gepaart mit etwas Graphit wieder deutlich spürbar. Im Hintergrund finden wir jetzt auch dunkle Kirschen und Rumtopf. Dieser Wein passt voll in das Klischee eines Wein der zu einer teuren Zigarre passt. Leider sind wir Nichtraucher.