Straßburg – Weinbars – Weingut Fend – Mai 2023

  Das Elsass ist nach über 20 Jahren immer noch ein blind Spot auf unserer Weinkarte. Grund genug sich mal auf den Weg nach Straßburg zu machen.

 

 Die Stadt an sich ist ja schon eine Reise wert. Kulturell und Kulinarisch. Gleichzeitig gibt es in der Stadt jede Menge Weinbars, die einem das Herantasten an Elsässer 🍷 erleichtern.

 

 Wir stehen mitten im Genusszentrum des Elsässer Weins und freuen uns auf ein paar nette Abende.

 

Freitag - Anreise über den Schwarzwald

Zugeschlagen in Freudenstadt !


  Nicht das Ihr das falsch versteht, das ist nicht körperlich gemeint sondern unsere unverhoffte Shopping Tour in einem idyllischen Ort im Schwarzwald. Freudenstadt wird dominiert durch einen wunderbaren, riesigen Marktplatz an dem wir auch unser Domizil für bezogen haben.


  Am nächsten Morgen schlendern wir bei einem angenehmen Mix aus Sonnen & Wolken einmal um den Platz und kehren in Elke Schönmaker's Schwarzwaldladen ein. Der Schlendrian endet um 11 Uhr - also quasi am frühen Nachmittag - in einer Probe Hochprozentigem und dem Kauf diverser Souvenirs der Brennerei Scheibelmühle aus Kappelrodeck.


 Na und wo wir schon mal Souvenirs shoppen, landen dann auch noch in einem Fachgeschäft für Bordeaux Weine - igitt 🤭.


  Es passiert das Unglaubliche, wir lassen uns von der ruhigen und überzeugenden Art des Inhabers von Haas-au-Vin in eine Bordeaux Probe quatschen ... ok, jetzt ist auch schon nach 12 Uhr ... da geht das schon ... und wo endet das?

Na klar im Kauf eines Probierpakets. Tatsächlich testen wir uns durch ein paar Bordeaux Weine die durch Geschmack und nicht durch Tannin dominiert werden. Mit den zahlreichen Probefläschchen 🤣 werden wir die Tests zu Hause wiederholen … und zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

 

 Über die Aussichtsplattform Ellbachseeblick und den Mummelsee machen wir uns nun endlich auf den Weg nach Straßburg.

 
  Die Anfahrt zum Mummelsee über die Schwarzwaldhochstrasse ist spektakulär und endet am völlig überfüllten Parkplatz direkt am See. Sehr touristisch ... und na ja sehr klein ... Der See ist gefühlt nicht größer als ein Fußballfeld.

Die Aufmachung mit Hotel auf der einen Seite, den zahlreichen Viewpoints und Booten erinnert vom Tourismuskonzept ein wenig an Lake Louise im Jasper National Park ... aber auch nur entfernt … die Dimensionen sind dann doch ein wenig anders 🤣🤣.

 

 Wir landen gegen 18 Uhr in unserem Hotel in Straßburg. Kurz einchecken und ab geht’s in die erste Weinbar … direkt ggü von unserem Hotel.

L'Alsace à Boire ist eine echt coole & gemütliche Weinbar. Sie wirkt schon von außen sehr einladend und das nicht nur wegen der Weinkarte.

Und weil der Genusstempel auch noch direkt vor unserer Hoteltüre liegt kommen wir gleich mehrfach zur Entspannung vorbei.

Am Ende ist es für uns aber auch die Weinbar mit der besten Auswahl Elsässer Gewächse.

In a nut shell: L'Alsace à Boire ein Hot Spot für einen Apero, einen Digestiv oder gleich ein nettes Dinner ... auf jeden Fall aber mit einem Vin d'Alsace 😘🤗.

Domaine Loew, Bruderbach, Riesling Clos des Frères, Dmne Loew, 2021 (EK 24€).
Zarte Zitrusaromen, mineralisch, cremig. Leider ist das Exemplar in unserem Glas am wenigsten ausdrucksstark von allen Elsässern die wir probieren. 8,0.

Vins Fend, Riesling Steinklotz, 2016 (EK 20€)
Der Steinklotz ist eine Grand Cru Lage mit insg ca 40ha in der Gemeinde Marlenheim. Auf dem Kalk dominierten Boden wird seit dem 6ten Jahrhundert Weinbau betrieben. Schönes goldgelb im Glas. Coole, mittelkräftige zitrusfrische Nase. Durch die elegante Mineralität ein süffiger & geschmeidig abgestimmter Riesling. 9,5.

 

Domaine Mélanie Pfister, Assemblage Cuvee Mel, 4 Cépages Nobles, Dmne, 2021 (22€).
Das 10ha kleine Weingut wird aktuell in 8ter Generation bewirtschaftet. Im Glas haben wir eine 4 Reben Cuveé aus Riesling, GB, Gewürztraminer und Muskatel. Hoch aromatischer Wein mit tollen Aromen nach Zitrus & Papaya. Sehr intensiv & geschmeidig. Toller Begleiter zu unserer Käseplatte. 9,3.

 

Domaine Marcel Deiss, Berckem, Complantation, Dmne, 2019 (20€).
Die 13 Rebencuveé wächst auf Kalk & Mergel. 50% Riesling, sowie Pinot Noir, Pinot Blanc, Pinot Gris, Auxerrois und div andere Reben. Die Trauben werden in einem Weinberg im gemischten Satz angebaut und zeitgleich geerntet. In der Nase wirkt der Wein frisch nach Zitrus, Pfirsich und ein paar Blüten. Im Mund setzten sich die gleichen Noten fort und werden von einer netten Salzigkeit getragen. Der Wein ist halbtrocken, sehr süffig und lang. 9,2.

 

Domaine Mélanie Pfister, Pinot Gris Furd, Dmne, 2021 (21€).
Sehr geschmeidiger GB. Honig, ein wenig Birne & Apfel. Süffiger Spaßwein. Es fehlt etwas Länge. 8,5.

 

Bott-Geyl, Pinot Gris Sonnenglanz, Grand Cru, Dmne, 2012 (30€).
Restsüß ausgebauter Grauburgunder. Leider stört der leicht herbe Background Noise. 7,8.

In der absoluten Tiefenentspannung angekommen, schlendern wir die wenigen Meter zu unserem Gourmettempel für den heutigen Abend.


  Wir betreten das komplett ausgebuchte L'eveil des Sens. Der Name ist Programm. Im Verlaufe des Abends werden alle unsere Sinne auf eleganteste und investivste Art unterhalten.

 

Das Hammer Menü wird begleitet durch einen Albé Cremant Rose d´Alsace von der Domaine Christian Barthel (17,50€) und einem Pape der Winzergenossenschaft Gigondas La Cave (La Référence, 2017, 17€).

Barthel produziert den Cremant aus Pinot Noir nach der Méthode Traditionnelle. Der Cremant ist trocken, fruchtig und leicht und passt perfekt zu Vorspeise und Zwischengang.

Der Pape zeigt sein typisches Granatrot im Glas und kommt mit getrockneten Beeren und angenehmen Karamellnoten im Mund an.

 

Neben dem herausragenden Essen wurden wir durch die super freundliche und fachkundige Crew verwöhnt. Und wenn man erst mal die ersten Brocken französisch ausgepackt hat ... wobei meine Frau im Bestellen auf Französisch fast schon perfekt ist ... geht´s danach auch ganz einfach auf englisch oder deutsch weiter 🤣🤣.

 

Wir kugeln unsere vollen Bäuchen zurück zum Hotel - vorbei an der Ill und dem spektakulär beleuchteten Münster.

 

Sa -  Strassburg

   Komm wir planen unsere Route mit ChatGTP. Mit der Vorgabe alle Sehenswürdigkeiten einzubauen, incl einem Apero Stopp am Fluss, kommen zwar ein paar gute Vorschläge ... leider jedoch nur in Textform ... es fehlt dann doch noch die Verknüpfung mit Komoot o.ä. Systemen.
So schlendern wir dann doch einfach nach einer der vorgeschlagenen Routen von Komoot
🤣🤣.

Los geht’s bei den überdachten Brücken, die so heißen weil sie im Mittelalter überdacht waren. Heute sind es drei kleine Brücken über die Ill.

 

 Vorbei an den Écluse de la Petite France durch das extrem pittoreske und völlig überlaufene Petit France.

 

Und dann durch die Einkaufszone mit ihren Delikatessen Geschäften und ebenfalls völlig überfüllten Bäckereien.

Die Stadt lässt sich mit ihren Sehenswürdigkeiten (Place Kleber, Strassburger Münster, Palais Rohan, Place Gutenberg) sehr gut zu Fuß und sehr guten an einen Tag erkunden. Einziger Störfaktor sind die unglaublichen Massen an Touristen aus aller Welt. Teilweise schiebt man sich wie auf einer Kirmes durch die Gassen. Petit France ist praktisch 24/7 überfüllt und es bedarf ein wenig Geschick und Geduld Fotos ohne Touri Konkurrenz aufzunehmen.

 

  Aber bei all dem Getümmel gibt es sie, die ruhigen Orte inmitten der Stadt und doch abseits.
So nehmen wir Teil 1 unserer Mittagspause im Restaurant Le Chut ein.

 

Die Bande lässt sich bei sonnigem Wetter zu einem Aperol Spritz verführen und ich versuche mich an den nächsten beiden Elsässer Gewächsen.

Und so genießen wir unsere Erfrischungsgetränke abseits der Touristenmassen draußen in einer kleinen Nische am Wasser.

Dazu gehört ein Riesling (EK 11€) der Familie Zaepffel, sowie die Cuvee Origine 2018 (EK 15€) aus dem gleichen Haus.
Mit seiner extrem trockenen, schon deutlich herben Dominanz ist der Riesling für uns leider kein Genuss. Die Cuvee ist auf der frischen und fruchtigen Seite unterwegs (Zitrus & Grapefrucht), kommt aber mit der gleichen jedoch deutlich dezenteren herben Aromatik am Gaumen an. So schön wir an der Ill sitzen, die Weine überzeugten hier leider nicht.

 

Und während wir so in der 🌞 abschimmeln, spaziert jede Menge tolles Essen nett auf Tellern drapiert an uns vorbei zu den Nachbartischen. Leider gibt´s nichts mehr für uns. Wir sind zu spät.

 

Und so schleicht sich der Hunger ein und wir schleichen uns rüber ins Le Meteor zu Teil 2 unserer Mittagspause. Auch das liegt etwas abseits der Ströme der Lemminge und so sitzen wir wieder draußen mit unserem ersten Elsässer Flammkuchen. Life is wonderful.

 

Vor dem verdienten Mittagsnickerchen kehren wir auf ein Glas nochmal bei unserer Hausbar L'Alsace à Boire ein und genehmigen uns die Verkostunsgsieger des Vorabend. Fend, Riesling Steinklotz & Mélanie Pfister, Assemblage Cuvee Mel, sowie den Berckem, Complantation von Marcel Deiss. Wir sind froh, dass das Elsass auch ohne herbe Nebentöne kann 🤣😉.

 

Wir machen uns frisch und gehen heute Abend ins Le Gruber. Leider verläuft der Abend hier nicht wie erhofft. Eine hohe Anzahl guter Bewertungen auf Google muss nicht zwangsläufig immer gut sein. Mittelmäßige Qualität bei sehr unruhiger Atmosphäre. Wir sind dann auch maximal irritiert, dass wir innen in dem gigantischen Restaurant beim benachbarten Italiener platzt nehemen. Ein Two in One Restaurant. Massenabfertigung fast wie im Paulaner in München ... wer's mag. Wie dem auch sei, zumindest war mein Elsässer Traditionseintopf Baeckeoffe ganz nett und ein unbedingter Nachkochtipp für zu Hause.

 

  Nach dem Essen kehren wir dem Elsässer-Italiener zügig den Rücken um uns zum Ausklang und zur Erholung in der nächsten Weinbar niederzulassen.

 

Das Un Cantalou ist eine urige Weinkneipe. Mit Blick auf die Teller an den Nachbartischen müssen wir uns eingestehen, dass wir hier vermutlich besser gegessen hätten als im Le Gruber.
Im Laden steht eine Weinzapfsäule, durch die ich mich in den nächsten Stunden durchprobieren werde. Insgesamt werden es 5 Weiße und 3 Rote. Nik nimmt die 6er Weinprobe serviert in Reagenzgläsern mit 6 passenden Käsesorten dazu. Der jeweilige Wein wird dann in ein Weinglas umgefüllt und mit dem passenden Stück Käse verkostet. Tolles Konzept!
Nach den 14 Wein-Zips beschliessen wir den Abend mit je 1 Glas der best-of´s:

 

Domaine des Bérioles, Autochtone Tressallier, Loire, 2020 (31€).
Ein Wein aus der autochthonen Rebsorte Sacy. In der Nase Granny Smith, gepaart mit blumigen Noten. Fruchtig, spritzig, leicht, salzig, süffig, easy drinking. 9,2.

 

Domaine du Pas de L´Escalette, Le Grand Pas Coteaux du Languedoc Terrasses de Larzac, Languedoc, 2020 (31€).
Ein beerendomierter, saftiger und cremiger Wein. Intensiv und dicht. Sehr lecker. 9,5
.

 

Domaine de Pourra, La Resreve, Gigondas, 2017 (26€).
Seine Mineralität macht den Wein süffig, leicht und ausdrucksstark. Der Wein überzeugt durch seine intensiven Beerenaromen. 9,5 und the winner of the night.

 

Clos Siguier, Cahors Les Camille, 2020.
Gekeltert aus der autochthonen Rebsorte Pineau d' Aunis, einer Chenin Rouge Abart wenn man so will. Der Wein ist purer Holundersaft, sowohl in der Nase, wie auch im Mund. Leichte Süße gepaart mit spürbarer Mineralität machen den Wein leicht und trinkig. 9,3.

 

Domaine Les Orchidées Sauvages, Terre Happy, 2020 (17€).
Die Cuvée aus 60% Cab Sauvignon und 40% Cab Franc ist ein großartig ausbalancierter Wein – fruchtig und maskulin zu gleich. 9,4.

 

Es war ein toller Weinabend und vor allen Dingen ein versöhnlicher Abschluss nach dem doch leider nicht ganz gelungenen Dinner.

 

So - Weingut Fend

  Und bevor wir am Sonntag nach Hause fahren, schauen wir spontan in den Weinbergen des Elsass auf dem Weingut Fend vorbei. Spontan ... mal sehen was geht ...

 

Wir erreichen das Weingut in einer Nebenstraße des kleine Weindorfs Marlenheim, nur 20 Autominuten westlich von Straßburg gelegen. Marlenheim ist der nördlichste Ort der 170 Kilometer langen Elsässer Weinstraße und ist somit das Tor zur Route des Vins d’Alsace.

 

Der Chef ist nicht da. Jedoch fegt die Mutter des Hauses den Eingang, gießt die Blumen und beobachtet das einparkende Auto aus D.
„Ich habe meinen Sohn schon angerufen und ihm gesagt, dass Kundschaft da ist, er soll zurück kommen“ ... ok ... klare Ansagen ! Die Dame ist mir gleich sympathisch.

Und tatsächlich kaum 5min später steht Clement Fend - der Chef - vor uns. Natürlich wollen wir höflich sein und versuchen es mit unseren 3 Vokabeln Französisch.

 

Je mehr wir fragen, umso flüssiger wird das Gespräch. Die Sprachbarriere aus gebrochenem Deutsch auf der einen Seite und unserem hilflosen Versuch Französisch zu sprechen überwinden wir schnell und kommen mit Deutsch – Englisch ins Plaudern.  

 

  Wir schwärmen von unseren Erfahrungen im L'Alsace à Boire und insbesondere natürlich vom Fend Riesling Steinklotz unserem neuen Liebling. Und kaum das wir uns versehen, steht auch schon das komplette Sortiment von Clemens Fend auf der Theke des kleinen Verkostungsraums.

Das 7ha umfassende Familien Weingut bewirtschaftet Clemens Fend alleine. Die Größe erlaubt es, dass er alles komplett alleine ohne Personal bewirtschaften kann. In dieser Tradition bewirtschaftet er das Weingut nun in 5ter Generation. Die Frage nach dem Gründungsjahr kann Clemens Fend nicht genau beantworten. Irgendwann im 18ten Jahrhundert … keine Zeit für Sentimentalitäten …


Aus „Wir möchten gerne 1 bis 2 Weine probieren“ wird eine ausgewachsene Verkostung des kompletten Sortiments ... wo wir schon mal da sind ...

 

Und so verbringen wir 2 genussvolle Stunden und riechen und schmecken uns durch das Fend´sche Sortiment.

 

Natürlich verlassen wir den Hof nicht ohne uns mit unserer Neuentdeckung einzudecken. Und so kommt neben dem Steinklotz auch der Auxerois mit uns mit.

 

Fend, Auxerois, 2020 (9,50€).
Fruchtig, trocken und enorm frisch! Durch diese Kombination erzeugt der Weine eine tolle Trinkigkeit. Mirabelle, Kräuter, leicht floral, vielleicht ein wenig Honig, auf jeden Fall aber sehr geschmeidig und süffig. ...

Ein Nachtrag: 4 Wochen später und wir sitzen auf unserer Terrasse zu Hause.  Wir trinken die nächste Flasche zu einem tollen Grillmenü (No 290 - Rindernackenbraten - slow cooked) ... sau geil ! Was für eine animierende Trinkigkeit! 9,7.

 

 Noch ein Nachtrag: Einen Monat nach der Tour, gehen unsere Vorräte an Riesling Steinklotz erschreckenderweise schon zur Neige. Das Zeug ist so gut, dass wir es auf allen Gourmet Veranstaltungen präsentieren mussten. Da waren wir beim Erstkauf wohl zu schüchtern.